Drehbeute, Rundbeute

Drehbeute. Varroamilben und Schwarmzellen einfach wegdrehen?

In einem Artikel von „dieBiene“ schrieb Dr. Gerhard Liebig auch über die Drehbeute. Bzw. : „Das der Traum die Varroa ohne Chemie zu besiegen, bisher noch nicht wahr geworden ist.“ Bei all den hoffnungslosen versuchen, zählte er auch die Drehbeute auf.

Eigene Gedanken zur Drehbeute

Wie viele andere Imker mache ich mir hin und wieder Gedanken, wie eine gute Bienenbeute aussehen sollte. Wie kann man den Bienen gerechter werden? Welche Tricks könnte man anwenden um es dem Imker einfacher zu machen?

Hin und wieder kam mir dabei der Gedanke, dass man den Honig doch auch direkt in der Bienenwohnung ernten könnte. So ähnlich wie im Flowhive, nur eben dass ich den Nektar nicht einfach raus laufen lasse, sonder aus schleudere.

Also einfach runde Waben nehmen und über die Mitte in eine starke Drehung versetzen die den Honig raus schleudert. Natürlich werden nur die Waben im Honigbereich gedreht, der durch eine Bienenflucht geleert wurde.

Dabei fragte ich mich auch, wie das eigentlich ist, wenn man auch die Brutwaben drehen würde. Was passiert mit den Weiselzellen? Schlüpft die Königin noch? Brechen die Honigbienen die Schwarmstimmung ab? Bauen sie die Weiselzellen um? Könnte man Drohnenwaben nicht einfach ausschleudern, statt sie auszuschneiden?

Ich dachte mir dann immer…„Wenn ich mal Zeit habe muss ich das mal ausprobieren“…Aber wie ich schon sagte, ich bin nicht der einzige der sich solche Gedanken macht. Es gibt da draußen genügend Imker mit guten Handwerklichen und technischen Fähigkeiten. Die denken nicht einfach darüber nach, die bauen das einfach. Leider ist das schon so weit her, dass ich davon bisher nichts mitbekommen hatte.

Wie ist die Drehbeute aufgebaut?

Als ich nun von einer Drehbeute gelesen hatte, war ich neugierig, was es darüber zu wissen gibt. Unabhängig davon, dass es eine Sackgasse der Bienenbeutenentwicklung zu sein scheint.

Es gibt noch Angebote zur Drehbeute auf Primorski.de. Dort werden die Drehbeuten beschrieben. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen. Holzdrehbeuten, Metaldrehbeuten in Kaltbau und Warmbau, sowie mit und ohne Motorantrieb und Zeitsteuerung.

Kaltbau mit achteckigen Waben

Bei der Kaltbau-Variante handelt es sich um schöne achteckigen Waben, mit einem umlaufenden Metallrahmen. Dabei finde ich es interessant, dass die Bienen die Waben vollständig ausgebaut haben. Was wohl daran liegt, das nur die Waben sechseckig sind. Die Waben selbst befinden sich in einem Kasten welcher die eigentliche Bienenbeute darstellt. In diesem Kasten ist die Drehvorrichtung aufgehängt.

Die Beute die sich vollständig dreht (Jumbodrehbeute)

Bei dieser Ausführung wird einfach die ganze Bienenbeute auf den Kopf gestellt. Der Deckel wird zum Boden und der Boden zum Deckel. Das Konzept ist im Grunde rechte Einfach und hat den Vorteil, dass man dies auch mit Standard-Zanderrähmchen machen kann.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Beute ohne eine Zarge abheben zu müssen immer von oben bearbeitet werden kann. Was vor allem für Frauen, ältere Personen und alle anderen die nicht schwer heben können geeignet ist.

Die Warmbau-Drehbeute

Ich muss schon sagen…Die Jungs haben wirklich Spaß am basteln. Bei der der Warmbaudrehbeute, sind die Waben alle unterschiedlich groß, so dass sich über alle Waben eine Art Rad ergibt. Das scheint mir zumindest in der Handhabung und Betriebsweise sehr kompliziert zu sein.

Neuere Drehbeuten-Varianten aus Styropor

Im Spanischen scheint das Konzept der Drehbeute ggf. noch verfolgt zu werden. In einem Beitrag von 2011 wird hier noch eine Styropor-Variante mit runden Waben vorgestellt. Wobei ich jetzt nicht weiß, inwieweit diese Beuten gedreht werden können. Wobei der Beitrag auf eine Deutsche Seite www.drehbeute.de verlinkt. Nur das der Link inzwischen nicht mehr existiert.

Hier geht es zu dem Beitrag mit den Bildern zu –> runden Waben.

Zentrisch gelagerte Drehbeuten

In Ungarn muss es Drehbeuten geben, die tatsächlich zentrisch gelagert sind.  Das heißt es geht eine Stange durch die Wabenmitte. Was allerdings die Bearbeitung des Volkes ungemein erschwert. Die obigen Ausführungen scheinen alle am Rand aufgehängt, bzw. gelagert zu werden.

Der Honigraum bei der Drehbeute

Drehbeute, Drehbeute mit Honigaufsatz

Drehbeute vereinfachte Darstellung

Bei der Drehbeute ist im Allgemeinen nur der Brutraum drehbar. Der Honigraum wird oben aufgesetzt, wobei dies dann meist ganz normale Honig-Zargen mit ganz normalen Rähmchenmaßen sind.

Das bedeutet, dass bisherige Gerätschaften zum Schleudern ganz normal weiter benutzt werden können und nicht neu angeschafft werden müssen.

Welche Vorteile sollen Drehbeuten haben?

Folgende Vorteile soll die Drehbeute haben:

Das mit der Schwarmverhinderung durch das drehen der Waben, ist darauf zurück zu führen, dass die Weiselzellen ja immer nach unten gerichtet sind. Wenn das nicht passt, dann brechen die Bienen den Versuch die Weiselzellen zu ziehen ab. Es ist wohl so, dass ein ähnliches Prinzip auch in Afrika verwendet wird, wo die Bienen in einer Röhre leben, die einfach immer wieder gedreht wird.

Ob diese Variante sicher funktioniert, kann ich aber nicht sagen…Laut Experimenten im Bieneninstitut Hohenheim, taugt das Drehen nicht zur Schwarmverhinderung.

Das mit dem zerdrücken der Milben ist denke ich Quatsch. Entsprechend der Aussagen von Dr. Liebig, hält die Beute hier nicht was sie verspricht.

Kritische Stimmen zur Drehbeute

Ich meine in der Natur fällt auch schon mal ein Baum um, aber das ständige Drehen, scheint mir keine artgerechte Haltung der Bienen zu sein. Es geht schon ein bisschen in die Richtung die Bienchen zu quälen.

Und die beiden Vorteile die beschrieben wurden, treffen nach Test der Bieneninstitute gar nicht zu.

Außerdem ist diese Beutenart weder einfach noch günstig. Im Gegenteil die Preise dürften bei 400 bis 500 Euro liegen. So scheint sich das nicht rentieren zu können.

Zudem dürften in vielen Fällen auch Hinweise und Hilfestellungen zur Betriebsweise der Drehbeute fehlen. So ist für viele schon Fraglich wie zum Beispiel das Winterfutter verabreicht wird. Und wie wird hier am besten gegen die Varroa behandelt?

Erfahrungen zur Drehbeute

Im Internet gab es dazu gar nicht mehr viel zu finden. Ich musste lange in den Archiven vom Imkerforum graben, bis ich erste Hinweise dazu gefunden hatte. Zwar fand ich eine Seite über Drehbeuten, aber Erfahrungsberichte und Meinungen dazu waren bereits regelrecht verschüttet.

Irgendwann wurde ich dann fündig…

Romulad Hoffmann (der auch auf Primorski.de) steht schreibt (2007):

Die Bienen steigen vom runden Brutnest unten nur ungern in die aufgesetzten Honigräume auf. Zwar scheint die Varroaentwicklung reduziert zu werden, am Ende sterben die Völker aber trotzdem, da die Entwicklung nur unzureichend gehemmt wird.

Bei der Variante mit dem Warmbau wo die Waben über Kopf gedreht werden, hatte er plötzlich ein nachhaltig gesundes Volk ohne Varroaschäden. Warum das so ist, bleibt ungeklärt. Aber er hat dies Dr. Liebig zum Testen eingereicht. (Wie es scheint ohne nachhaltigen Erfolg.)

Aufgrund dieser Erfahrungen hat er die Jumbodrehbeute entworfen. Die Drehbeute die quasi im ganzen gedreht wird. Aus seiner Sicht kann die Schwarmstimmung damit zwar nicht verhindert werden. Bei einem „Schwarmdusel“ soll sie allerdings erfolgreich helfen.

Das Drehen soll die Bruttätigkeit anregen. Das wiederum soll zu einer stärkeren Bienenmenge über die Hauptsaison führen, so dass die Bienen ab Oktober bereits aufhören zu brüten. Was dann als brutfreie Zeit, ideal für die Varroabekämpfung wäre.

Die JumbodrehBeute könnte wohl für 130 Euro produziert werden. Aus Styophor sollte es noch weit günstiger sein.

Seiner Theorie nach führt das Drehen zu einer höheren Ausräumquote von milbenbelasteter Brut. Außerdem geht er davon aus, dass die Milben das drehen nicht gut finden.

Er gibt zudem den Hinweis, dass es vorkommen kann, dass die Bienenkönigin später durch das drehen nicht Fortpflanzungsfähig ist.

Andere Kommentare

Das ist definitiv zu weit weg von einfacher und „naturgemäßer Bienenhaltung“. Da muss ich ihm Recht geben.

Die Schwerkraft ist für die Bienen ein wichtiger Bezugspunkt, zum bauen und zum Kommunizieren. Da wird das Drehen mehr Nachteile als Vorteile haben.

Fazit zur Drehbeute

Die Drehbeute ist ein interessanter Ansatz, der bestimmt irgendwo immer noch weiter verfolgt wird. In den Tests der Bieneninstitute hat er offensichtlich nicht gehalten was er versprochen hat. Aber es ist am Ende sicher wichtig zu Wissen was in der Welt der Bienenbeuten bereits so getrieben wurde, um nicht selbst nochmal die selben Wege zu gehen.

 

Die besten Erfinder- und Entwicklergrüße wünscht Imkerpate…imkerpate_sehr_klein

 


Quellen:

 

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