verunreinigtes Bienenwachs. Tipps wie du feststellst ob Du verfälschtes Bienenwachs hast.

Im September saß ich bei der Imkerversammlung und der Vorstand berichtete über verunreinigtes Bienenwachs. Als er ins Detail ging und erklärte wie jämmerlich die Völker an solchem Wachs zugrunde gehen, wurde mir schon etwas schlecht.

Regelungen beim Verkaufen und Herstellen von Bienenwachs

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Bienenwachs im Block

Eigentlich würde ich ja gar nicht mehr von Bienenwachs sprechen, wenn es sich nicht zu 100% um Bienenwachs handelt. Leider ist beim Bienenwachsnicht wie beim Honig in der Honigverordnungklar geregelt wann es sich um Bienenwachs handelt. Beim Honig ist eindeutig definiert, dass ihm nichts hinzugefügt oder entnommen werden darf.

Das führt dazu, dass es derzeit zumindest rein rechtlich keine große Gefahr darstellt, verunreinigtes Bienenwachs herzustellen oder zu verkaufen. Im Gegenteil ist es sogar so, dass gerade im Großhandel viel mit verunreinigtem Bienenwachs, bzw. mit Wachsmischungen gearbeitet wird. Das hängt damit zusammen, dass Bienenwachs nicht per se mit Nahrungsmitteln in Verbindung kommt. Ein Großteil wird zum Basteln, Kerzen ziehen, imprägnieren oder in Cremes benutzt. Je nach Einsatzgebiet vom Bienenwachs, ist eine Verunreinigung daher auch unterschiedlich problematisch.

Es gibt zudem keine Regeln für die Herkunfsbezeichnung von Bienenwachs. Das heißt der Imker hat kein Auswahlkriterium um die Bienenwachs Qualität festzustellen. Auch die Ermittler haben es so am Ende schwer die Quellen der Verunreinigung aufzudecken.


Die Wirkung von durch Paraffin verunreinigtem Bienenwachs

In dem Bericht der inzwischen in diversen Bienenzeitschriften aufgeführt wurde, waren zum Verdeckelungszeitpunkt bereits über 90% der Bienenbrut abgestorben. Wobei bei der Rückstandsanalyse vor allem hohe Anteile Stearin und verschiedene biotoxische Biozide in wirksamen Mengen gefunden wurden. Solche Bienenwachs-Chemiemacht den Bienchen das Leben schwer.

Durch das Paraffin bzw. Stearin ändert sich der Schmelzpunkt und damit die physikalischen Eigenschaften vom Wabenbau. Da die Wabe sowohl zum Lagern, Brüten und Kommunizieren verwendet wird, kann dies erhebliche Auswirkungen auf das Zusammenleben in der Bienenbeute haben.

Durch den niedrigeren Schmelzpunkt kann es zudem dazu kommen, dass das Wabenwerk zusammenbricht, wenn es mit Honig gefüllt wird und die Honigbienen unter sich begräbt.

Einen gewissen Grad an Verunreinigungen können die Bienen allerdings tolerieren. Die Brutschäden kommen vor allem durch die Gifte die sich im verunreinigten Wachs befinden. Allerdings tun sich die Bienen oft auch etwas schwerer damit, Mittelwände mit verunreinigtem Wachs auszubauen oder gar zu bebrüten. Immerhin hat man es inzwischen fertig gebracht, die Bienen sogar dazu zu bringen, Kunststoffwaben wie z.B. im Flowhive zu akzeptieren. Auch wenn sie das nur wiederwillig tun.


Bienenwachs verfälscht, Bienenwachs verunreinigt

Mittelwände zum Basteln für Kerzen, bestehen oft nicht zu 100% aus reinem Bienenwachs

Gründe für verunreinigtes Bienenwachs und Qualitätsunterschiede

Die Kapazitäten für die Bienenwachsproduktion konkurrieren mit der Honigproduktion. Dabei werden für 1 Kilo Bienenwachs Energiemengen verbraucht die 6 Kilo Honig entsprechen. Selbst bei einem Preis von 10 Euro pro Kilo Honig entspräche das fast 60 Euro für 1 Kg Bienenwachs. Dieser Bienenwachs Preis ist insbesondere für ungereinigtes Bienenwachs und nicht verarbeitetes Bienenwachs kaum zu erzielen.

Das bedeutet das die Honigproduktion der Wachsproduktion vorgezogen wird, denn sie ist einfach ertragreicher. Die Bienenwachs-Gewinnung orientiert sich dabei noch auf die Bedürfnisse der Bienen. Denn letztlich ist das Bauen von Waben wichtig für die Bienengesundheit, bzw. hilft es gegen Bienenkrankheiten und Schwarmstimmung.

Letztlich führt dies beim Bienenwachs zu einer Verknappung. Das führt zu hohen Bienenwachs-Preisen. Am Ende versuchen einige den Bedarf zu decken, indem sie einfach billigere, technische Wachse beimischen und so die Produktionskosten, beim Bienenwachs herstellen, senken können.

Für die Kerzenherstellung wird Bienenwachs gerne gebleicht, damit es besser aussieht. Leider ist solches Wachs nicht mehr für Mittelwände zu gebrauchen. Man darf es nicht mit Bienenwachs für Mittelwände einschmelzen.

Man ist oft geneigt zu denken, dass Kerzen aus Bienenwachs vom Discounter auch aus Bienenwachs sind. Oft ist dieses Bienenwachs aber bereits verunreinigt. Dieses Kerzenwachs sollte auf keinen Fall eingeschmolzen werden. Es darf dem Wachskreislauf nicht wieder zugeführt werden.


Bienenwachs Kerzen herstellenDurch welche Inhaltsstoffe wird Bienenwachs und Mittelwände verunreinigt?

Wie bereits erwähnt sind das vor allem StearinParaffin und andere Mineralwachse, welche aus Erdöl gewonnen werden. Manchmal werden auch Pflanzenwachseverwendet.

Auch wenn die Waben mit Medikamenten zusammen gebracht werden, die fettlöslich sind, kann das zu Problemen führen. Es sollten daher keine Mottenkugeln zur Bekämpfung der Wachsmotte oder Perizin zur Bekämpfung der Varroa eingesetzt werden. Diese Medikamente sind noch Jahrzehnte später nachweisbar.

Es ist daher unbedingt erforderlich nicht zugelassene Medikamente auch nicht zu benutzen. Auch bei den zugelassenen Medikamenten muss auf die Dosierung geachtet werden.

Im Wachs können sich auch andere Pestizide einlagern, welche die Bienen eintragen. Siehe Artikel Bienensterben. So kann es passieren, dass bienentoxische Insektizide in die Waben kommen. Was natürlich auch durch den Einsatz dieser Mittel bei der Wabenlagerung zurückgeführt werden kann.


Bienenwachs Qualität bzw. Qualitätsunterschiede erkennen

Zur Prüfung von Bienenwachs gehören folgende Punkte (Bitte bei 20 °C ausführen):

Bienenwachs Geruch

Wenn wir ein erbsengroßes Stück auf feuerfester Unterlage erhitzen, sollte ein angenehmer Geruch entstehen. ggf. wird dieser durch den zuletzt eingelagerten Honig beeinflusst.

Bienenwachs Farbe

Das Bienenwachs sollte eine Farbe zwischen Gelb bis graubraun haben. Nach Eisenkontakt kann es dunkelbraun werden. Nur Jungfernwachs (unbebrütetes Wachs) ist weiß. Allerdings kann dies auch bei gebleichtem Bienenwachs der Fall sein.

Bienenwachs Schnittprobe

Ein Stück Bienenwachs mit einem Scharfen Messer schneiden. Dabei sollte die Schnittfläche und das Messer nicht klebrig werden.

Ritzprobe beim Bienenwachs

Mit einem Spatel, einem Fingernagel oder einer Messerspitze das Wachs anritzen. Dabei sollten die Späne spiralartig aussehen.

Kreideprobe beim Bienenwachs

Male einen Kreidestrich auf den Wachsblock. Beim Bienenwachs sollte der Kreidestrich auf der Probe haften bleiben.

Knetprobe

Wenn du ein erbsengroßes Stück Bienenwachs zehn Minuten knetest, dann sollte das Wachs Plastisch knetbar sein. Die Finger sollten dabei nicht beschmutzt werden und es darf beim auseinanderziehen nicht glänzen und sollte stumpf (kurz) abreißen.

Weitere Hinweise findest Du im Buch Bienenwachs von Armin Spürgin (S.57) Nutze doch die kostenlose Leseprobe von Amazon.

 

Alle diese Test bringen am Ende aber nur einen Hinweis, ob mit der Bienenwachs Qualität etwas nicht stimmt. Am Ende bringt nur die chemische Analyse wirkliche Sicherheit.

So eine chemische Analyse kostet fast 300 Euro.


Bienenwabe aus BienenwachsWie kann ich mich als Imker gegen verunreinigtes Bienenwachs schützen?

Wirklich schützen kannst Du dich nur, wenn Du einen eigenen Wachskreislauf etablierst und die Mittelwände selber gießt, bzw. herstellst. Alternativ kannst Du auch auf Naturwabenbau setzen.

Bienenwachs prüfen lassen

Bei einem Bestand von 10 Völkern, hast du etwa 10kg recyceltes Bienenwachs pro Jahr. Angenehmer Weise ist das auch die Menge, welche Du im Folgejahr benötigst. Aber für diese Menge eine Wachs-Analyseanzufordern, wäre ziemlich überteuert.

Mittelwandgießform zum Mittelwände gießen

Gerade über den Verein kann es sich lohnen eine Mittelwandgießform zu beschaffen und diese dann unter den Mitgliedern auszuleihen. So können sich die hohen Anschaffungskosten auf viele aufteilen und es lohnt sich die Waben selber zu produzieren.

Den richtigen Mittelwandhersteller aussuchen

Viele Mittelwandhersteller bieten Dir an, dein eigenes Bienenwachs umzuarbeiten. Allerdings ist das normalerweise auch an bestimmte Wachs-Mengen gekoppelt. Denn die Maschinen können das Wachs nicht zu 100 Prozent verarbeiten. Ein Teil bleibt als Verschnitt zurück oder bleibt in der Maschine zurück.  Zusätzlich hat der Hersteller Kosten für die Extra-Reinigung der Maschine. Dieser Aufwand ist nicht unerheblich.

Im Idealfall ist der Beitrieb in der Region verankert und nutzt das Wachs der heimischen Imker. Bei Engpässen, müssen aber auch die Mittelwandhersteller oft Bienenwachs zukaufen. Das birgt natürlich das Risiko für verunreinigtes Bienenwachs.

Die regionale Verflechtung ist allerdings von großem Vorteil. Lässt er sich zu Schulden kommen, verunreinigte Mittelwände zu verkaufen, kann das für sein Geschäft den Kollaps bedeuten. Er hat so selbst ein maximales Interesse an guter Qualität.


Woher kommt das in Deutschland gehandelte Bienenwachs

Zwar produzieren wir auch in Deutschland Bienenwachs, aber ein großer Teil des bei uns gehandelten Wachses kommt aus China. Bei den chinesischen Händlern kann man das Wachs in verschiedenen Qualitäten kaufen.

Man geht davon aus, dass die niedrigste Qualität reines Paraffin ist. Dieses wird gelb gefärbt und mit Honigduft angereichert.

Dabei geht es nicht immer nur um Schwarze Schafe im Handel. Es kann auch vorkommen, dass ein Wachsimporteur oder Mittelwandhersteller Opfer solcher Fälschungen wird. Wobei sich inzwischen die meisten Händler durch Probeentnahme vor Ort absichern.

In manchen Fällen wird Wachs aus Afrika importiert. Hier kommt neben der Qualität oft auch die Frage der Ausbeutung auf. Übrigens nicht afrikanisches Wachs angeblich oft nach Tabak.  Leider geht dieser Geruch auch in den Geschmack über.


reines, rückstandsarmes bzw. rückstandsfreies Bienenwachs kaufen

Es ist zu bedenken, dass Wachs welches in Deutschland gekauft wird, vor allem auf in Deutschland gebräuchlichsten Pestizid- und Medikamentenrückstände untersuchtwird. Kauft man Bienenwachs im Ausland, dann können auch ganz andere Stoffe enthalten sein. Was allein schon an anderen Pflanzen und Pollen liegen kann.

Ich persönlich ziehe daher immer den Kauf in einem Imkereifachgeschäft vor. Das ist mir lieber als später die Probleme mit verunreinigtem Bienenwachs zu haben.

verunreinigtes Bienenwachs weiterverarbeiten?

Stellst Du fest, dass deine Mittelwände aus verunreinigtem Bienenwachs bestehen, dann solltest Du diese Mittelwände umtauschen. Wenn dies nicht möglich ist, kann verunreinigtes Bienenwachs immer noch zu Bienenwachs-Kerzen verarbeitet werden.


Imker deckt Betrug bei der Umarbeitung beim Mittelwandhersteller auf

In der ADIZ/11.2016 ist ein schöner Artikel wo ein Imker auf Nummer sicher geht. Friedrich Hallabrin imkert nach den Bio-Richtlinien. 2015 konnte er 60 Kilo Bienenwachs gewinnen. Das schickte er für eine Wachsanalyse ein. Das Ergebnis war :“Wachs ohne Rückstände“. Ja…genau so soll es sein.

Er suchte sich jetzt einen Betrieb, welcher sein sauberes Wachs zu Mittelwänden umarbeiten sollte. Er fand einen solchen durch eine Anzeige. Der Betrieb war in der Nähe und so konnte er den Betrieb auch mal besichtigen. Das baute Vertrauen auf.  Es dauerte etwa eine Woche dann konnte er die Umgearbeiteten Mittelwände ordentlich verpackt und unversehrt in Empfang nehmen.

Zur Sicherheit schickte er aber trotzdem nochmal einige Mittelwände nach Hohenheim zur Untersuchung. Das Ergebnis war niederschmetternd. Plötzlich waren Rückstände im Bienenwachs. Stoffe wie Brompropylat und Fluvalinat. Das sind Varroa-Mittel aus den 80er Jahren.

Diese Mittel dürfen schon lange nicht mehr eingesetzt werden.

Als sich Herr Hallabrin an den Umarbeitungsbetrieb wendet, versucht dieser alles abzustreiten. Er nach der Drohung mit Presse und Rechtsanwalt, lenkte der Inhaber ein und brachte das Schlamassel wieder in Ordnung.

Nach langem Warten tauschte der Umarbeitungsbetrieb dann die Mittelwände um. Natürlich wurde auch hiervon eine Probe eingeschickt. Diesmal war alles OK.

Was tun wenn ich verunreinigte Mittelwände verkauft bekomme?

Zuerst muss dies natürlich zweifelsfrei durch eine Analyse eines Bieneninstitutes festgestellt werden.

Zuerst sollte man mit dem Verkäufer in Kontakt treten und auf das Problem hinweisen. Es ist durchaus möglich, dass der Verkäufer selbst das Opfer ist.

Sollte sich dieser jedoch weigern, dann kann nochmal darauf verwiesen werden, dass es dann zu einer Anzeige wegen Betruges kommt. Hilft das nicht, dann bleibt nur der Weg zu Anwalt.

Es ist ratsam die Presse zu informieren, wenn der Verkäufer uneinsichtig ist. Selbst wenn der Täter nicht öffentlich genannt werden sollte, können so doch andere vor dem Betrug gewarnt werden. Auch die Veterinärämter können dann Bienenverluste besser einschätzen.

 

Allseits gute Mittelwände wünscht Imkerpate.

 


Quellen:

ADIZ 11.2016  Artikel: Wachsweich bis Knochenhart

ADIZ 11.2016  Artikel: Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser

ADIZ 10.2016 Artikel: Wachsweich bis Knochenhart

ADIZ 10.2016 Artikel: Was ist los mit dem Bienenwachs?

 

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