Vorige Woche saß ich mit meiner hochschwangeren Frau im Wartesaal der Kinderabteilung im Krankenhaus. Eine der letzten Voruntersuchungen stand an und ich hatte mir Zeit genommen sie zu begleiten. Es kehrt eine gewisse innere Ruhe ein, wenn man so da sitzt und der Herzschlag des ungeborenen Kindes aus dem CTG-Gerät wummert.

Nach dem CTG war noch eine Pause bis wir zum Ultraschall kamen. Da saßen wir an einem Tisch und direkt vor mir lag ein Zeitung auf der eine Biene prangte.

Jo mei… Was is das denn? :dachte ich.

„Das Verschwinden der Bienen“ strahlte auf dem Titel entgegen.

Was macht den eine Bienenzeitschrift hier? Hab ich ein Glück… ging mir durch den Kopf. Aber es war keine Bienenzeitschrift sondern die Zeitung der Krankenkasse Securvita. Naja Auch gut..

Der Titel „Das Verschwinden der Bienen“ hat schon die reißerische Art die ich da eigentlich nicht mag bei diesem Thema. Ich bin hin und hergerissen zwischen dem Gedanken, dass die Bienen, gemessen an der Anzahl solcher Artikel, schon längst ausgestorben wären und dem Bewusstsein, dass vielleicht gerade diese Artikel sind, welche Bienenschutz zu so einem beliebten Thema machen. Es ist ja ähnlich dem Beitrag: Vom Sterben der Bienen.

Also dann doch meinen Dank an die Journalisten und Aktivisten, welche sich so für unsere Bienchen ist Zeug werfen. Wahrscheinlich sehe es dann an der Front gegen die Agrar- und Chemielobby viel schlechter aus.
das Verschwinden der Bienen

Die Fakten zur Leistung der Honigbiene

  • 4.000 Blüten kann eine Honigbiene an einem einzigen Tag bestäuben.
  • zwei bis vier Milliarden Euro ist die Arbeit der Bienen pro Jahr wert, gemessen an der Leistung welche sie für die Obst- und Gemüseernte allein in Deutschland erbringen.
  • das sind umgerechnet 3.000 bis 6.000 Euro pro Bienenvolk
  • 3/4 aller Nahrungspflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen
  • die Sterberate liegt in Deutschland im Winter bei 20 bis 30 Prozent
  • vor einigen Jahren starben 80 Prozent aller Bienen im Oberrheingebiet durch chemische Insektengifte
  • in China bestäuben die Obstbauern die Bäume mit Pinseln und Wattestäbchen
  • Die Honigbiene ist das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein
  • Wert für die Landwirtschaft 600 Milliarden Euro jährlich (International)
  • Die Symbiose mit den Bienen gilt für 90 Prozent der Blütenpflanzen auf der Erde

Ursachen und Gründe für das Bienensterben

Als Ursache für das Bienensterben werden die Milben und die Monokulturen angeführt. Aber auch die Pestizide wie Neonicotinoide spielen eine Rolle. Diese Pestizidverbindungen sind 1000 mal giftiger als das verbotene DDT.

Interessant fand ich den Hinweis, fasst die Umweltorganisation BUND bei einer Inhaltsanalyse auf Spuren von Neonicotinoiden, diese in allen untersuchten deutschen Honigproben gefunden hat.

In 2017 steht die politische Entscheidung für die weitere Zulassung dieser Pestizide an. Es scheint dabei so, dass das Landwirtschaftsministerium in Berlin das geltende Verbot mit Ausnahmeregelungen aufweichen will. Frankreich möchte es weiter verbieten.

Da bekommen wir ja 2017 ein heißes Thema in der Imkerei mit diesen Neonicotinoiden. Das Vorsorgeprinzip und der Verbraucherschutz scheint hier von deutschen Politikern weniger wert zu sein als industrienahe Meinungen zu unterstützen.

Zugegeben behaupten die Pestizid-Hersteller, dass es sonst zu Ernteeinbußen kommt. Da denke ich mir: „Naja. Wenn wir dieses Jahr keine Ernteeinbußen durch Schädlinge haben, dann haben wir sie halt im nächsten Jahr, weil die Bestäuber fehlen.“ Das ist doch dann irgendwie kein Ernst zu nehmendes Argument.

Das Problem ist ja das die Neonicotinoide nicht unbedingt sofort töten müssen. Es wurde ja festgestellt, dass sie „subletal“ wirken. Anders ausgedrückt, schädigen sie das Erbgut. Außerdem stören sie das Orientierungsvermögen.

Im Grunde sind durch diese Bedrohungen nicht nur unsere Bienen, sondern auch die Hummeln, Wildbienen, Vögel  und Fische betroffen. Wenn überall Pestizide sind, dann helfen auch die Insektenhotels nicht mehr.

Bienen sind ein Gradmesser für die Umwelt (Zitat: Prof Jürgen Tautz)

Ich mag ja diesen Jürgen Tautz. Er hat schon viele wirklich interessante Dinge über die Bienen herausgefunden. Viele Erkenntnisse beim Flugverhalten, Bienenkommunikation und Sammelverhalten wurden erst durch ihn entdeckt. Siehe auch sein Buch „Phänomen Honigbiene“

nutze doch einfach mal die kostenlose Vorschau von Amazon um einen Blick ins Buch zu werfen.

Er hat Recht wenn er sagt, dass sie zu den erstaunlichsten Geschöpfen der Erde gehören.


Naturkunde. Oder Bienenprojekte an Schulen

Ein weiterer Artikel dreht sich dann um Bienenprojekte an Schulen. Irgendwie liebäugele ich ja auch noch damit.

Die Angst vor Bienenstichen ist dabei für die Kinder die erste große Hürde die sie nehmen müssen. Aber vielleicht sind es ja gerade diese Momente wo sie ihre Angst überwinden müssen, die sie stärker und selbstbewusster macht.

In einer Schule in Boppard am Rhein gibt es so eine Bienen-AG schon seit 20 Jahren.  Die Schüler treffen sich dabei wöchentlich mit dem Imker.

Das interessante an der Imkerei ist dabei die Vielfältigkeit. Sie bietet etwas für Tierliebhaber und die Kinder welche sich für Handwerkliche oder wirtschaftliche Aspekte interessieren. Anhand einer Imkerei mit ihren Bienenprodukten wie Honig, Bienenwachs, Propolis und Gelee Royal kann man die Zusammenhänge in der späteren Wirtschaftswelt gut und anschaulich erklären.

Wer sich für dieses Thema mehr interessiert der findet Material bei www.bienen-schule.de bzw. beim Netzwerk „Bienen machen Schule“

Inzwischen bieten hier über 200 Schulen, Pädagogen und Imker konkrete Unterstützung und Erfahrungsaustausch an.

Ein anderes Projekt an der Uni ist www.hobos.de wo Honigbienen-Online-Studien entwickelt werden. 30 Schulen arbeiten daran mit und können so Wissenschaft am Bienenstock miterleben. Und wer betreut das Ganze? Jürgen Tautz….


 

Tja. War ein netter Artikel und Zeitvertreib.

Zeit sich das Baby auf dem Ultraschall anzuschauen…;-)

Viel Freude an den Bienen wünscht Imkerpateimkerpate_sehr_klein

 


Quellen:

Zeitschrift: Securvital Oktober-Dezember 2016

geschrieben: 28.12.2016


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