Varroa Entwicklung. Wo die Milbe angreifbar ist in ihrer Vermehrung.

Bei meinem Artikel über kleine Wabenzellen zur Varroabekämpfung bin ich bei der Recherche über einige interessante Informationen gestoßen. Um die Varroa richtig bekämpfen zu können, ist es einfach wichtig zu wissen wie sie sich genau vermehrt. Als Quelle nutze ich im Wesentlichen eine Doktorarbeit von Verena Schneider von der Tierärztlichen Fakultät München. (Stand 2010)

Arten von Varroamilben

Die Biologen kennen die Varroa rinderi, die Varroa underwoodi und die Varroa jacobsoni. Im Jahr 2000 fand man mit DNA Analysen heraus, dass die Varroa jacobsoni mindestens zwei Spezies umfasst. Die neu Entdeckte art wurde Varroa Destructor genannt.

Varroa Entwicklung GenotypenInzwischen hat man acht verschiedene Genotypen von Varroa Destructor entdeckt.  Von diesen acht Typen sind nur der koreanische und der japanische Genotyp in der Lage sich auf der europäischen Honigbiene zu vermehren.

In Europa handelt es sich immer um den koreanischen, der ohnehin inzwischen weltweit vertreten ist. Der japanische kommt neben Asien noch in Amerika vor.

Für uns Imker kann das von Vorteil sein, den weniger genetische Breite, ermöglicht gezieltere Bekämpfungsmöglichkeiten.


 

Wege der Verbreitung der Varroamilbe

Die Milbe kann sich gut verbreiten, da sie über einen sehr mobilen Wirt verfügt. Die Wandertätigkeit der Imker zum Bestäuben oder sammeln von Sortentrachten tun ihr übriges um den Austausch zu fördern. Auch der internationale Handel mit Bienen hat vor allem in der Vergangenheit zur Verbreitung beigetragen. Wobei der genaue Weg nach Europa umstritten ist. Wahrscheinlich ist Varroa Destructor über Rumänien oder die USSR eingereist.

Die EU hat deshalb inzwischen Handelsbeschränkungen für den Handel mit Bienen verhängt. Auch um zum Beispiel andere Krankheiten und Parasiten wie den kleinen Beutenkäfer fern zu halten. Was wohl auf Dauer aber auch nicht gelingen wird.

Auch das Verhalten der Bienen beim Zusammenbruch des Volkes, sich woanders einzubetteln trägt erheblich zur Vermehrung bei. In der Ressistenzzucht ist es oft entscheidend ob und wie viele Völker in der Nachbarschaft zusammen brechen.

Auch das Räubern in trachtarmen Zeiten, nutzt die Milbe um von Volk zu Volk zu gelangen.


 

Varroa Entwicklung, Bienenbrut zu VarroamilbenVarroa Entwicklung (Befallsstärke) über das Jahr

Die Varroa Entwicklung benötigt eine rege Brutentwicklung, damit sie sich selbst entsprechend entwickelt. Insbesondere die Drohnenbrut im Mai und Juni bringt die Milben-Entwicklung in Schwung.

Anbei eine Tabelle über die Entwicklung  von Bienenbrut und Anzahl der Varroa-Milben. Das Diagramm bezieht sich auf die Entwicklung in gemäßigten Klimazonen.


 

Varroa Entwicklung der einzelnen Tiere in den Brutzellen

Varroa Entwicklung, Varroa-Milben EntwicklungDie Varroa Destructor durchläuft alle für Milben typischen Phasen der Entwicklung.

Die Gesamtentwicklungszeit vom Ei bis zur ausgewachsenen Milbe, die fortpflanzungsfähig ist, beträgt bei Männchen durchschnittlich 6,2 Tage (150h), bei den Weibchen 5,5 Tage (133h).

Die Milben müssen begattet werden um sich fortzupflanzen, die rein unbefruchtete Vermehrung oder Teilung ist nicht möglich. Die Vermehrung geht folgendermaßen vor sich.

  1. Entwicklung Varroa vs Entwicklung BieneDie befruchtete Milbe schlüpft von ihrer Wirtsbiene in eine Zelle die kurz vor der Verdeckelung steht und versteckt sich am untersten Ende der Zelle unter der Larve. Die Larve ist jetzt etwa 5 bis 5,5 Tage alt.
  2. Die Zelle wird von den Bienen verschlossen
  3. Wenn die Biene zur Streckmade wird, klammert sich die Milbe  an der Made fest, diese zieht sie dann aus dem Futtersaft
  4. Wenn die Bienenmade sich einspinnt, schiebt sich die Milbe zwischen Made und Kokon, sticht die Bienenmade an und saugt das erste mal Bienenblut. Diese Nahrungsaufnahme aktiviert ihre Fortpflanzungsorgane
  5. Die Milbe setzt als nächstes ein Kotpacket ab. Meist an der Zelldecke. Damit markiert sie den späteren Punkt für die Paarung der jungen Milben.Varroa Entwicklung Ei-Ablage
  6. Nach etwa 60-70 h legt sie ihr erstes Ei. Daraus wird immer eine männliche Milbe.
  7. Das Larvenstadium der Milbe entwickelt sich innerhalb von 24 h. Ca. 30 Stunden nach dem Ablegen des Ei´s schlüpft die Protonymphe
  8. Die Muttermilbe bohrt ein Saugloch in die Bienenlarve, damit die Milben sich hier ernähren können, selbst sind sie nicht in der Lage so ein Saugloch anzulegen. Die Protonymphe steigt mehrfach herab um sich zu ernähren. Sie beginnt quasi zwischen dem dem Kot-Fleck als Vermehrungspunkt und dem Saugloch als Nahrungspunkt hin und her zu pendeln.
  9. Nach dem ersten Ei legt die Muttermilbe alle 30 Stunden ein weiteres Ei. Aus diesen schlüpfen dann weibliche Milben. Sie legt bis zu sechs Eier.
  10. nach etwa 150 Stunden nach Eiablage ist die männliche Milbe geschlechtsreif, die Weibliche nach etwa 133 h. Das Männchen wird dabei meist gleichzeitig mit der ersten Tochtermilbe geschlechtsreif. Sie beginnen sich sofort zu paaren. Um den Erfolg zu erhöhen sind meist mehrere Paarungen notwendig.
  11. Die Paarung kann nur in der Zelle stattfinden, da das Männchen außerhalb der Zelle nicht überlebensfähig ist. Es stirbt mit dem Schlupf der Biene. Im Allgemeinen erfolgt die Paarung also zwischen Geschwistern. Nur wenn sich mehrere Muttermilben in einer Zelle befinden, kann eine Kreuzung verschiedener Gene stattfinden.

Welche Ansatzpunkte entstehen für uns aus diesen Erkenntnissen?

Je kürzer die Brutzeit ist, desto weniger Möglichkeiten haben die Milben sich zu vermehren. Wie stark die Vermehrung ist, hängt vor allem damit zusammen, wie viele begattete Tochtermilben entstehen. Dafür ist entscheidend, dass alle 30 Stunden eine neue Milbe schlüpft. Die Brutzeit kann durch verschieden Faktoren beeinflusst werden. Unter anderem über die Größe der Brutzellen oder durch Zucht.

Ein anderer Ansatzpunkt der verfolgt wird, ist das Pendeln zwischen Paarungsplatz und Nahrungsplatz zu stören (kleinere Zellen). Haben die Milben Orientierungprobleme oder Platzprobleme kann die Paarung oder Nahrungsaufnahme dadurch erheblich gestört werden.

Tatsächlich scheinen auch Milben zu sterben, wenn sich die Made bewegt, weil sie dann zerdrückt wird. Vielleicht kann man die Bewegung der Made stimulieren. Das würde die Varroa Entwicklung einschränken.

In dem Artikel zur Größe der Wabenzellen zeige ich noch auf welche Wirkung  eine Verkürzung der Brutdauer auf die Varroamilbe hätte.

 

Ich hoffe die Erkenntnisse über die Varroa entwicklung helfen dir neue Ansätze zur Bekämpfung zu entwickeln. Dein Imkerpate.

2 Comments

  • Sabine

    Reply Reply Juni 9, 2016

    Schreib doch mal die genaue Literaturangabe zu deinen Infos!

    • Imkerpate

      Reply Reply Juni 9, 2016

      Ja. Bei den neuen Beiträgen bin ich bereits dazu übergegangen die Quellen mit aufzuführen.

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